Der spanische Baudienstleister ACS hat seinen Aktienanteil am deutschen Baukonzern Hochtief vergrößert. Damit sinken auch die Chancen die Übernahme noch zu verhindern.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters heute berichtete, konnte ACS seinen Anteil an Hochtief um mehr als ein Prozent auf 31,59 Prozent ausbauen. Dies teilte ein Sprecher des spanischen Bauunternehmens am heutigen Tag mit.
Spanische Ambitionen
Ein kleines Fünkchen Hoffnung besteht noch. So haben die Hochtief-Anteilseigner noch sieben Bankarbeitstage zeit, vom Übernahmeangebot zurückzutreten. Die Frist hierfür läuft am 1. Februar ab. Am 3. Februar wolle man dann die finalen Ergebnisse des Übernahmeangebots für Hochtief veröffentlichen, wie eine ACS-Sprecherin bekräftigte. In Essen wartet man derweil auf das Resultat: “Wir werden sehen, wie das endgültige Ergebnis aussieht”, so ein Hochtief-Sprecher.
Der Vorstandsvorsitzende von ACS, Florentino Perez, hat nach eigenen Angaben vor, sein Unternehmen zu einem weltweit führenden Infrastrukturkonzern auszubauen. Dessen Angebotspalette soll vom Bau und Betrieb von Mautautobahnen bis hin zu Sportstadien reichen. In Essen fürchtet man, dass das traditionsreiche deutsche Unternehmen zerschlagen werden könnte.
BDI-Chef gegen Übernahme
Mittlerweile hat sich auch Hans-Peter Keitel, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), zu Wort gemeldet. In einem Interview mit dem Handelsblatt warf er den Spaniern vor, dem deutschen Baukonzern zu schaden: “ACS hat bis heute, soweit mir bekannt ist und was mich nicht wunder würde, kein gemeinsames Geschäftsmodell entwickelt.” Seiner Meinung nach wolle das Unternehmen bei Hochtief keine Werte schaffen, sondern vernichten.
Wie die dpa aus dem Blatt zitierte, halte Keitel von Übernahmen unter großen Baukonzernen ohnehin wenig: “Von jeher haben die traditionellen großen Bauunternehmen der Welt immer wieder einmal gemeinsame Geschäftsmodelle ausgelotet. Immer mit demselben Ergebnis: Wer selbst international aufgestellt ist, kann durch ein Zusammengehen nicht gewinnen. Im Gegenteil, die Verwässerung von internationaler Kompetenz und Finanzkraft wirkt sich negativ aus.”
Übernahme gilt als sicher
Unter Experten und Analysten ist man sich mittlerweile schon fast sicher, dass Hochtief von ACS übernommen wird. Wie Reuters aus nicht näher genannten Finanzkreisen zitiert, könnte etwa eine weitere Kapitalerhöhung als Ausweg gelten. So hätten Händler spekuliert, dass Hedge-Fonds gezielt Hochtief-Aktien aufkaufen könnten um die Spanier wieder unter die entscheidende 30-Prozent-Hürde zu drücken. Jedoch gelten beide Szenarien – Kapitalerhöhung und Hedge-Fonds-Intervention – als unwahrscheinlich.
ACS hatte am 1. Dezember sein Übernahmeangebot vorgelegt, dessen verlängerte Annahmefrist letzten Dienstag um Mitternacht auslief. Schon nach Ablauf der ersten Frist am 29. Dezember konnte man in Madrid über 2,3 Millionen Hochtief-Aktien erwerben, womit die Beteiligung auf 30,34 Prozent stieg.