Tatsätzlich ist Benzin morgens in den meisten Fällen teurer als abends, wie verschiedene Studien belegen. Auch zu Ferienzeiten oder kurz vor langen Wochenenden ist ein plötzlicher Preisanstieg oftmals die Regel. Wer die Preisgestaltung der Mineralöl-Multis verstehen will, der muss sich eingehender mit der Wettbewerbssituation beschäftigen.
Gehen wir einfach mal von einem aktuellen Verkaufspreis von aktuell 1,70 Euro aus. Die gleiche Rechnung können Sie jederzeit auch mit anderen Beträgen nachrechnen – bei einem ähnlichen Endergebnis.
Aktuelle Benzin preise
Bei einem Benzin Literpreis von 1,70 Euro ist zuerst die Mehrwertsteuer abzuziehen. Somit erhält die verkaufende Tankstelle nur einen Netto-Verkaufspreis von 1,43 Euro.
Die Energiesteuer – früher Mineralölsteuer genannt – schlägt bei dieser Benzinsorte mit einem Betrag von 0,65 Euro bis beinahe 0,67 Euro zu Buche. Wenn Sie diesen Betrag abziehen, dann sinkt der innere Wert des Benzins schon auf 0,76 Euro.
Dieser Betrag von lediglich 0,76 Euro steht für den Wareneinsatz, den Transport und den Deckungsbeitrag der Tankstelle zur Verfügung. Ein Preisindex für den Raffinerieabgabepreis von Benzin steht in Deutschland zwar nicht zur Verfügung, aber der Ölpreis liefert eine erste Orientierung. Wenn Sie überschlagsmäßig die darin enthaltenen 159 Liter im Vergleich zum Warenpreis setzen, dann kostet ein Liter so etwa 70 US Cent, umgerechnet irgendwo um die 0,53 Euro.
Bei einem Verkaufs- oder Warenpreis von 1,70 Euro beträgt die Bruttorendite vor Transport, Weiterverarbeitung etc. also nur ca. 0,23 Euro oder 13 % vom Warenpreis. Diese geringe Brutto-Umsatzrendite ist Ursache dafür, dass alle Preishebel in Bewegung gesetzt werden müssen, um centweise Mehr-Erträge zu bekommen.
Also gibt es mehrmals am Tag Preiserhöhungen und Preissenkungen, auch wenn der Einkaufspreis und die Kosten an diesem einen Tag sich nicht verändert haben. Und nun gelten die gleichen Mechanismen wie im Flugverkehr, bei Hotels oder auch bei Reisen: Zu Zeiten hoher nachfrage steigen die Preise.
Und da die Autofahrer beim morgendlichen Weg zur Arbeit, ins Büro oder zu Terminen oft nicht die Lust zum Vergleich der Preise haben ist zu diesem Zeitpunkt die Wettbewerbsintensität geringer. Wer schnell zur Arbeit muss fährt auch keine Umwege, um eine freie Tankstelle oder billigere Zapfsäule zu suchen. Dies wissen die Mineralölgesellschaften aus langjähriger Praxis. Deshalb beginnen Sie morgens mit einer Preiserhöhung.
Ziehen nunmehr die Mitbewerber nicht mit oder ist die Konkurrenz ohnehin schon billiger, dann bröckeln die Preise über den Tag verteilt ab. Zumal die Menschen nachmittags mehr Zeit haben und vielleicht auch die günstigen Tankmöglichkeiten bei einem der Verbrauchermärkte wahrnehmen können. Irgendwann spätabends, wenn nicht mehr so viele Menschen unterwegs sind beginnt dann der neue „Preistag“ bei den Tankstellen. Und das Spiel der Preiserhöhung, die sich über den Tag nicht halten lässt beginnt von Neuem.