Anarchy in the UK. Der Thronfolgestreit im 12. Jahrhundert ist das zentrale Thema in Ken Folletts Bestseller „Die Säulen der Erde”. Seit seinem Erscheinen im Jahr 1990 ist das Buch selbst zu einer tragenden Säule des Literaturmarktes geworden. Vierzehn Millionen Mal verkauft und in 30 Sprachen übersetzt, rangiert es in Deutschland auf Platz drei der meistgelesenen Bücher – knapp hinter der Bibel und Tolkiens Herrn der Ringe. Am Montag läuft nun der erste Teil der aufwendig produzierten TV-Verfilmung auf Sat1 an. Muss man das sehen oder sollte man lieber ein gutes Buch lesen?

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Die Säulen der Erde – das Buch: Ein gewaltiger Glücksfall

Das Buch “Die Säulen der Erde” von Ken Follett war ein Glücksfall kommerziell ausgerichteter Literatur. Wie die imposanten Kathedralen, über die der Autor schreibt, gewinnt auch sein Buch im Verlauf der Handlung an Größe und Geltung. Follett gelang Anfang der 90er ein wirklich mitreißendes und unterhaltsames Sitten- und Schlachtengemälde vor dem Hintergrunde des Englischen Bürgerkrieges von 1135 bis 1154.

Im Mittelpunkt steht der Bau eines Kirchenhauses in der fiktiven Stadt Kingsbridge. Bis zu seiner Fertigstellung müssen Folletts vielschichtige Figuren jedoch sehr viel leiden. Auch die Leser müssen bisweilen etwas zu viel Sex und Gewalt über sich ergehen lassen. Doch Follett erzählt die verstrickten Einzelschicksale seiner zahlreichen Protagonisten, ohne jemals den Blick für die pointierte Architektur seiner Geschichte zu verlieren. Am Ende des Bestsellers steht viel Respekt vor der mittelalterlichen Baukunst und dem literarischen Handwerk des Autors.

Die Säulen der Erde – der Film: Kein Reinfall

Verantwortlich für die Fernseh-Verfilmung ist erneut ein Pay-TV Sender. Der US-amerikanische Kanal Starz hatte nach seinem Überraschungserfolg „Spartacus – Blood and Sand“ (eine sehr blutige und sehr überflüssige Adaption der Sklavenlegende) noch einiges an Risikokapital übrig. So fiel die Wahl auf Folletts tausendseitiges Monumentalwerk. Ausgestattet mit 40 Millionen Dollar und einem achtstündigen Erzählrahmen soll sich die international produzierte Mini-Serie irgendwo zwischen HBOs “Rome” und Showtimes “The Tudors” ansiedeln. Hier der Trailer des “Die Säulen der Erde”-Films:

Schon allein die Tatsache, dass sich das Team um Regisseur Sergio Mimica-Gezzan (u.a. für einige Folgen “Battlestar Galactica” verantwortlich) am gewaltigen Umfang der Vorlage nicht vollkommen verhoben hat, grenzt an ein kleines Wunder. Wenngleich die achtstündige Mini-Serie zum Teil etwas überfüllt wirkt und so mancher Handlungsbogen zur Einbahnstraße gerät – die Säulen der guten Geschichte stehen und gefallen auch als TV-Saga. Das liegt in erster Linie an einer wirklich tollen Cast: 

Allen voran Ian McShanes als Bischof Waleran, dessen unglaublich versierte Abscheulichkeit schon in der HBO-Serie “Deadwood” und dem Kinofilm “Sexy Beast” nachhaltig beeindruckte. Kaum jemand macht sich derzeit so viel schauspielerische Mühe bei der Darstellung von Böswilligkeit. Tom Builder, gespielt Rufus Sewell, ist hingegen ehrlich, stattlich und vorbildlich, ohne dabei peinlich zu sein. Hayley Atwell ist als mittelalterliche Lady-Feministin Aliena eine kleine Entdeckung, und auch Natalia Wörners Ellen – „Ich pisse auf euch, Lord Bischof!” – gibt sich alle Mühe, der schwächsten Figur des Romans noch etwas hinzuzufügen. Mit Matthew Macfadyen (Prior Philip) und Eddie Redmayne (Jack) wurden zudem zwei Schauspieler gefunden, die die Romanfiguren sehr trefflich darstellen können. Einzig Donald Sutherland ist eine komplette Fehlbesetzung. Hier ist leider fremdschämen angesagt.

LoadBlog-Fazit: Im Säulen der Erde-Film nach Ken Follett ist alles drin, was ein gut abgehangener Historienschinken braucht: Mit viel Verve wird um Titel gefochten, werden Ränke geschmiedet und um Liebe gekämpft. Das Ganze ist dabei um ein Vielfaches unterhaltsamer inszeniert als die bisherigen Sat1-TV-Events und fesselt, wie schon die Buchvorlage, aufgrund interessanter Figuren. Da man nebenbei auch noch etwas über mittelalterliche Architektur und religiöses Brauchtum lernt, nimmt man auch die Wagenladung Mist bei der Darstellung von Sex und Krieg in Kauf. Auch als „großes TV-Event“ sind die “Säulen der Erde” ein kleiner Glücksfall kommerzieller Kunst.

Säulen der Erde: Sendetermine inklusive der Wiederholungen

Teil 1-2: Am 15. November (Montag) 20.15 bis 22:30 Uhr  (Wdh.: 21. November [Sonntag] 16:55 bis 19 Uhr) auf Sat1

Teil 3-4: Am 22. November (Montag) 20:15 bis 22:25 Uhr (Wdh.: 28.November [Sonntag] 17 bis 19 Uhr) auf Sat 1

Teil 5-6: Am 29. November (Montag) 20:15 bis 22:30 Uhr (Wdh.: 05. Dezember [Sonntag] 17 bis 19 Uhr) auf Sat1

Teil 7-8: Am 6. Dezember (Montag) 20:15 bis 22:30 Uhr (Wdh.: 12. Dezember [Sonntag] 17 bis 19 Uhr) auf Sat1

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