Schwimmende Casinos versprechen Spielvergnügen außerhalb der staatlichen Kontrollmöglichkeiten. In den USA und Asien gibt es dieses Modell bereits. Kommt es auch nach Europa?
Schwimmende Casinos

Casino Schiffe in den USA und Asien

Ein schwimmendes Casino ist ein Casino an Bord eines Schiffs. Besucher können all das spielen, was ein Casino zu bieten hat: Roulette, Poker, Blackjack, Spielautomaten etc. Die einzige Besonderheit: Da sich die Besucher an Bord eines Schiffs befinden, gelten keine staatlichen Glücksspielgesetze. Anders gesagt, ist ein schwimmendes Casino ein Gut Casino.

In der Vergangenheit war dies besonders reizvoll. Der Grund: Bereits 4,8 km von der Küste entfernt begannen die sogenannten internationalen Gewässer. Mittlerweile wurde diese Zone jedoch auf 32,2 km ausgeweitet. Casinoschiffe müssen also weiter herausfahren, um dem Zugriff des Staates zu entgehen.

In den USA sind schwimmende Casinos nicht neu. 1928 wurde erstmals ein Schiff (die Johanna Smith) in eine schwimmende Spielbank umgewandelt. Das Schiff ging 1932 in Flammen auf. Während der großen Depression 1937 lockte die SS Monte Carlo in der Nähe von San Diego mit schwimmendem Spielvergnügen.

Auch in Asien ist das Prinzip der schwimmenden Casinos bekannt. Insbesondere Hongkong tut sich hier hervor. Der Hintergrund: 2012 begann die chinesische Regierung mit dem Ausschluss vieler Regierungsmitglieder und Beamter vom Spielen in Macau. 2018 waren nicht zuletzt deshalb acht schwimmende Casinos im Einsatz. Kritiker monieren, dass hier Syndikate ihre Finger im Spiel hatten.

Wie reagiert der Gesetzgeber?

Dem Gesetzgeber sind schwimmende Casinos ein Dorn im Auge. Dies kann nicht verwundern: Fast weltweit gilt eine strenge Regulierung des Glücksspiels. In Deutschland wurde unlängst der Glücksspielstaatsvertrag neu aufgesetzt. Erst seit dem 01.07.2021 sind zum Beispiel Onlinecasinos in Deutschland überhaupt zulässig.

Grundsätzlich gilt: Auf offener See hat der Staat keinen Zugriff. Die Gesetze gelten in internationalen Gewässern nicht. Allerdings müssen Schiffe irgendwo anlegen. Viele Politiker sind der Ansicht, dass das Anlegen von Casinoschiffen untersagt werden sollte. Die Schiffe müssten auf andere, mutmaßlich weniger attraktive Häfen umsatteln. Besucher müssten längere An- und Abfahrtszeiten zum Hafen in Kauf nehmen. Die Attraktivität der Schiffe würde sich verringern.

Ein weiterer Hebel des Gesetzgebers ist die Einreise mit Bargeld. Wer an Bord gewinnt, möchte mit dem Geld schließlich wieder an Land. Hier könnte der Gesetzgeber zuschlagen und die Obergrenze für Bargeld bei der Einreise entsprechend streng ansetzen.

Für Spieler sind die Schiffe eine Alternative

Wo der Staat nicht allzu hart zugreift, sind Casinoschiffe für Spieler jedoch eine attraktive Alternative. Zum einen können Spieler der Illegalität entgehen. Zum anderen können auch die Konditionen attraktiver sein als bei terrestrischen Casinos. Schließlich müssen die Betreiber von Casinos auf See lediglich ihre Betriebskosten einspielen, jedoch keine Glücksspielsteuern abführen. Der Staat langt bei Spielern gerne zu. In Deutschland etwa wurde zur Neuregelung des Glücksspielstaatsvertrags auch das seit 1923 bestehende Rennwett- und Lotteriegesetz geändert. Spieler müssen nun auch für Einsätze in Steuern bezahlen, die online am heimischen Bildschirm getätigt werden. Zur Abführung sind die Casinos verpflichtet. Im internationalen Vergleich fallen diese Steuern recht hoch aus.

Die Ausschüttungsquoten von Casinos auf Schiffen kann damit höher liegen als jene in einer stationären Spielbank oder im Onlinecasino. Gleichzeitig bieten die Betreiber der Schiffe zumeist ein komfortables Ambiente mit Unterhaltung an Bord. Wer einige Stunden Zeit mitbringt, kann diese Casinovariante also durchaus in Betracht ziehen.

Ist „Big Money“ bald auch auf See unterwegs?

Die Freiheit der Weltmeere fasziniert nicht nur Spieler und Casinobetreiber. Um die Jahrtausendwende herum wurden bereits erste Modelle für sogenannte Daytraderschiffe diskutiert. Das Prinzip: Spekulanten könnten ihre Tätigkeit auf hoher See ausüben und damit jeglicher Besteuerung entkommen. Realisiert wurde dieses Modell allerdings nie. Im Vergleich zum Glücksspiel besteht eine wesentliche Schwierigkeit hier darin, dass Trader auf Server an Land zugreifen müssen. Dies wertet der Gesetzgeber stets als Hinweis auf den Erfüllungsort.
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