Bluthochdruck: Der Kampf um die »richtigen« Werte

Ganz neutral gesehen sind »Werte« bloße Orientierungen. Unabhängig davon, ob es um Menschenrechte geht oder um die Kochdauer eines perfekten Frühstückseies – immer bilden Werte einen Konsens bezüglich dessen ab, was im Hinblick auf eine konkrete Praxis als optimal bzw. erstrebenswert gilt. Kurzum: Werte sind normative Orientierungen, die von Menschen »gemacht« worden sind und sich von daher auch von Menschen verändern respektive verwerfen lassen. Nicht zuletzt deswegen gibt es auch in allen menschlichen Daseinsbereichen stets Kämpfe um die Anerkennung, Verwerfung oder Restitution von bestimmten Werten. Ein Kampf um die »richtigen« Werte tobt gegenwärtig – oder soll man eher sagen: immer noch? – in der Medizin, spezieller: in der Frage, wie die Grenzwerte für Bluthochdruck zu definieren sind. Nachdem diese in den USA aufgrund der sogenannten SPRINT-Studie auf 130/80 mm Hg abgesenkt wurden (oberhalb gilt man als Bluthochdruckpatient), sah die „European Society of Hypertension“ (ESH) auf ihrem jüngsten Kongress in Barcelona keinen Anlass dazu, es ihren amerikanischen Komplementen gleichzutun. Warum nicht?
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