Die Wirtschaft wächst und gedeiht. Und das wird sie wohl auch im nächsten Jahr tun, zumindest nach Ansicht der Analysten und Forscher des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen. Sie rechnen für 2011 mit einem Bruttoinlandsproduktzuwachs (BIP) von 2,5 Prozent. Noch im September ist man von 2,2 Prozent ausgegangen. Auch im nun scheidenden Jahr wurde die Wachstumsprognose nach oben korrigiert. Statt den bislang erwarteten 3,4 Prozent Wachstum, geht der Konjunkturexperte beim RWI, Roland Döhrn, nun von einem Plus von 3,7 Prozent aus. Dies berichtete heute die Deutsche Presseagentur.
Risiken bei US-Immobilien- und EU-Staatsschuldenkrise
Positive Faktoren werden laut RWI der fortschreitende Abbau der Kurzarbeit sowie die Schaffung neuer Jobs sein. Dies wirke sich stimulierend auf die Konsumausgaben aus und würde somit die Binnennachfrage ankurbeln. Auch die niedrigen Zinsen würden dazu beitragen. Dass man im kommenden Jahr jedoch von einem etwas gedämpften Wachstum ausgeht, hat mehrere Gründe. Zum einen wäre da die Beitragserhöhung bei der Kranken- und Arbeitslosenversicherung zu nennen, die sich dämpfend auf die Konjunktur auswirke. Auch das beschlossene Sparpaket, mit dem Steuererhöhungen einhergehen, trage zu dieser Entwicklung bei, da Sozialleistungen gestrichen und der Staatsverbrauch nur “verhalten zunehmen” werde. Insgesamt werde sich die wirtschaftliche Expansion gegenüber dem noch laufenden Jahr abschwächen.
Weiterhin wird in der europäischen Staatsschuldenkrise ein ernstzunehmendes Risiko identifiziert. “Hier besteht die Gefahr, dass weitere Länder außer Griechenland und Irland sich am Kapitalmarkt nicht mehr refinanzieren können und unter den Rettungsschirm der EU müssen”, wie Döhrn erklärt. Auch seien die Gefahren der US-amerikanischen Immobilienkrise noch nicht gebannt. Zusätzlich zu den Risiken der noch nicht überwundenen Krise, komme die hohe Arbeitslosigkeit. Wenn der Binnenkonsum in den Vereinigten Staaten weiter falle, könne das auch die Expansion der Weltwirtschaft stärker dämpfen als bislang erwartet.
Preisstabilität und weniger Arbeitslose
In Sachen Arbeitslosigkeit geht man in Essen davon aus, dass sie 2011 weiter zurückgehen werde. Das in den Medien als wirtschaftsnah geltende Institut geht von einem Sinken der Arbeitslosenzahlen unter die Drei-Millionen-Marken aus. Somit gehe die Arbeitslosenquote um 0,7 Prozentpunkte auf sieben Prozent zurück, was den öffentlichen Haushalten zugute komme: “Die Staatseinnahmen steigen aufgrund des anhaltenden Konjunkturaufschwungs weiterhin kräftig”, wie Döhrn betont. Profitieren werde davon auch das Haushaltsdefizit, welches von 3,4 Prozent in diesem Jahr auf 2,5 Prozent 2011 sinken soll. In Hinblick auf die Inflation geht man nach den diesjährigen 1,1 Prozent weiterhin von einer stabilen Preisentwicklung aus. So soll die Inflationsrate im nächsten Jahr 1,6 Prozent betragen.