Eine gute konjunkturelle Entwicklung mit ausgelasteten Unternehmen führt – neben Wachstum – vor allem zu einem: neuen Arbeitsplätzen. Dies zeigen die Zahlen der letzten Monate, nach denen die Nachfrage nach Arbeitskräften stark anstieg.

So soll es allein im letzten Quartal 2010 fast eine Millionen unbesetzte Stellen gegeben haben. Dies geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

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Mehr offene Stellen im Westen

Laut den Forschern lag die Zahl an nachgefragten Arbeitskräften mit 996 200 um ein Viertel über dem Vorjahresniveau, wie die dpa heute berichtete. Profitiert von den Entwicklungen haben vor allem Arbeitssuchende im Westen der Republik. Dort wurden von den knapp eine Millionen zu besetzenden Stellen etwa 850 000 angeboten, während im Osten lediglich 145 000 neue Arbeitskräfte gesucht wurden. Die IAB ist eine Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit.

Den Grund für dieses territoriale Ungleichgewicht sieht die IAB-Arbeitsmarktforscherin Anja Kettner in den unterschiedlichen Exportabhängigkeiten der Unternehmen im Osten und Westen. So würden ostdeutsche Firmen weniger ins Ausland exportieren, weshalb diese derzeit auch nicht so stark vom Exportboom profitieren. Dieser Punkt war in der Finanzkrise jedoch von Vorteil, denn diese Firmen waren damals weniger von Jobverlusten betroffen.

2,5 Milliarden Überstunden

Ein weiterer Grund für die rasche Erholung von den Turbulenzen an den Finanzmärkten könnten die vielen Überstunden sein, die die deutschen Arbeitnehmer im letzten Jahr ableisten. Denn laut IAB waren dies nicht weniger als 1,25 Milliarden Stunden – das sind 15 Prozent mehr als noch im Jahr 2009.

Und dies sind nur die bezahlten Überstunden. Laut Bild-Zeitung dürfte die unbezahlte Mehrarbeit noch einmal ähnlich hoch sein wie die bezahlten. So gehe man für das Jahr 2010 von rund 2,5 Milliarden zusätzlichen Arbeitsstunden aus. Viele Unternehmen konnten so während der Wirtschaftskrise Kündigungen verhindern.

Positive Entwicklungen

Wie die Süddeutsche Zeitung gestern berichtete, sehe das Statistische Bundesamt bereits eine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt. So sei der Stellenabbau zum Erliegen gekommen und mit rund fünf Millionen Erwerbstätigen gäbe es im verarbeitenden Gewerbe so viele Beschäftigte wie noch nie. Auch die Nahrungs- und Futtermittelhersteller stellten gegen Ende des Jahres wieder vermehrt Leute ein.

Derzeit profitierte die Industrie vor allem von der starken Nachfrage aus dem Ausland. Im letzten Jahr wuchs die deutsche Wirtschaft so um 3,6 Prozent – so stark wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Und auch für 2011 sind die Aussichten optimistisch: Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hält es durchaus für möglich, dass die Wachstumsprognose der Bundesregierung von 2,3 Prozent übertroffen werden könnte.