Das Burnout-Syndrom ist heutzutage ja allen bekannt. Jeder weiß, dass es sich dabei um eine ernstzunehmende Erkrankung aufgrund von zum Beispiel dauerhaftem psychischen Stress handelt. Neu war mir allerdings, dass das Anfangsstadium von Burnout erstmal mit einer euphorischen Stimmung beginnt, sich die bald zu nichts mehr aufraffen könnende Person richtig ins Zeug legt und allen Elan in ihr Ziel steckt. Erst dann geht´s so richtig ab: Zu viel Zeit in das Ziel stecken, vereinsamen, aufgebautem emotionalem Druck nicht standhalten, das private oder berufliche Umfeld vergraulen. Dann sinken Produktivität und Qualität, Misserfolge sind das Ergebnis, die Negativspirale dreht sich und alles wird nur noch schlimmer.
Selbsthilfebücher gegen Burnout?
Zum Glück gibt es aber Selbsthilfebücher gegen Burnout. Eines davon ist mir vor kurzem in die Hände gefallen und unter fachlicher Anleitung der Person, die es gekauft hatte, erfuhr ich, dass laut Buchvorwort auch nur die blauen Kästchen gelesen werden brauchen. Aha – merkwürdig. Bei einem so umfassenden, komplizierten und wichtigem Thema mal eben zu sagen, das etwa 3/4 des Buches eigentlich nicht so wichtig sind…
However: Ganz vorne in dem Buch findet man eine Art Checkliste in der unter Beantwortung von Fragen und ein bisschen Multiplikation selbst herausgefunden werden kann, wie weit entfernt man sich vom Burnout befindet. Neugierig wie ich bin habe ich die Checkliste natürlich abgearbeitet und musste ein wenig schmunzeln:
Insgesamt 25 Fragen waren zu beantworten. Als Antworten vorgegeben waren jeweils “fast nie”, “selten”, “häufig” und “fast immer”. So weit, so gut. Die ersten Fragen waren auch noch einfach zu beantworten. Aber dann ging´s los – Wie häufig nutzen Sie Drogen oder Aufputschmittel, um den Arbeitstag zu bestehen? Das ist leicht: Nie… Aber Moment… die Antwort gibt es nicht – gibt ja nur “fast nie”. Ja aber mal ehrlich: Was soll denn das? Soll das jetzt im Umkehrschluss heißen, dass es normal ist, ab und an mal Drogen oder Aufputschmittel zu nehmen?!
Na gut… weiter im Text – die Frage hab ich dann mal unbeantwortet gelassen. Nächste Frage: Wie häufig verlieren Sie den Drang, ihre sexuellen Bedürfnisse auszleben? Na ganz großes Kino – schließlich kann ich ja wieder mal bestenfalls nur mit “fast nie” antworten (wer hat sich denn bidde die bekloppten Antwortmöglichkeiten ausgedacht?).
Irgendwann kam ich dann am Ende der Checkliste an und durfte jetzt noch mein mathematisches Können aus Schulzeiten zusammenkratzen. Und endlich habe ich erfahren, ob ich Burnout habe. Antwort: Ich bin wahrscheinlich am weitestens davon entfernt. Wie jetzt: Wahrscheinlich? Ich will ne klare Antwort oder nicht? Was soll ich denn jetzt bidde mit “wahrscheinlich” anfangen?!
Aber: Im nächsten Schritt werden auch praktische Wegweisungen vorgegeben. Für alle, die schon kurz vorm Burnout stehen, gibt das Buch wertvolle Tipps – irrwitziger Weise steht aber schon im nächsten Satz, dass jemand, der kurz vor Burnout steht, die Tipps sowieso nicht mehr umsetzen kann und sich lieber gleich professionelle Hilfe suchen soll. Hä (?) Ich denke das ist ein Selbsthilfebuch! Das ist ja ungefähr so, als würde ich jemandem sagen: Hilf Dir selbst! Aber das kannst Du ja nicht. Zumindest erklärt das, warum einem da geraten wird, nur die blauen Kästchen zu lesen…
Ist das jetzt also ein Selbsthilfebuch, ein präventives Buch oder einfach nur Kommerz?
Photo by Sebastian Herrmann on Unsplash