Die Bahn schenkt mir etwas und das ist Zeit, mancher hat Zuviel davon, andere wissen nicht, wie sie immer so schnell vergehen kann. Manchmal wünscht man sich mehr Zeit, dann hat man sie und weis nichts mit ihr anzufangen. In unserer Uhr- und Kalendergetrieben Terminwelt ist sie ein wichtiges gut, quasi eine Ware mit der wir handeln können. Doch die wenigsten wissen, wie man sie effizient einsetzt – dafür gibt es hier ein paar Tricks und Kniffe zum Thema Zeitmanagement.
Wer hat denn für sowas noch die Zeit? Ich lebe in meinem Umfeld niemanden, mich selbst eingeschlossen, der sich noch niemals herzhaft über die deutsche Bahn aufgeregt hat. Verspätungen, Umleitungen, Zugausfälle und Schienenersatzverkehr sind Worte, die bei einigen Leuten den Blutdruck in die Höhe schnellen lassen. Allen voran Pendler, die von einigermaßen pünktlichen Bahnen schon allein von Berufswegen abhängig sind, fluchen an dieser Stelle viel.
Was die Bahn für mich tut.. mein Zeit
Ich möchte an dieser Stelle in die Bresche springen und mich für einiges bedanken, was die Bahn für mich tut. Die Bahn schenkt mir etwas, das ich für Geld nicht kaufen kann. Die Bahn schenkt mir Zeit. Ich höre einen Aufschrei des Entsetzens, Bahn fahren kostet Zeit, Bahnfahren verschwendet Zeit. Aber ich sehe das anders. Zeit, die ich in der Bahn sitze ist Zeit, die ich nicht abgelenkt bin. Zeit in der ich keine Verpflichtungen habe, nichts “besseres zu tun“. Während einer Autofahrt ist, vom telefonieren mal abgesehen, keine Nebenbeschäftigung möglich. Ziemlich langweilig sage ich. Die Bahnfahrt dagegen, egal ob es nur 10 Minuten in der S-Bahn oder 13 Stunden mit dem Langstreckenzug quer durch Europa, ist nutzbare Zeit.
Äußere Selbstdisziplinierung
Ob man nun eine Zeitschrift ließt um herauszufinden, welcher Promi jetzt wieder besonders schlecht ausgefallen ist, oder welchen Ländern sie jetzt schon wieder Kinder adoptiert haben – oder ob man den Klassiker ließt, der seit Jahren im Regal (respektive auf dem Kindle) vor sich hin verstaubt ist dabei nebensächlich. Auch macht es keinen Unterschied, ob man jetzt die Zeit produktiv nutzen möchte oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Die Zeit ist da und kann genutzt werden, darauf kommt es an. man hat diese Zeit ja bereits mit Zug fahren verplant, es ist also auch keine Verschwendung, wenn man sie nicht nutzt.
Man könnte von Freizeit sprechen, von ein paar Minuten/Stunden Pause, ohne Ablenkung. Natürlich, Sightseeing kann man schon betreiben, wenn man die Strecke noch nicht kennt, aber zumindest die meisten innerdeutschen Strecken, auf denen ich bisher unterwegs war, waren weniger spannend und die Aussicht eher unspektakulär. Dagegen hat man im Inneren eines des Zugabteils eher Ruhe und monotones Rauschen. Ideale Bedingungen um sich zu entspannen. Zum schlafen offensichtlich (solange man sich für den Ausstieg einen Wecker stellt), für Musik (Kopfhörer nicht vergessen, sonst vergeht der Spass ganz schnell wieder) oder sogar für kreative Arbeit. Dieser Artikel entsteht gerade auf genau diese Art und Weise: die Strecke Bielefeld-Hannover bin ich schon so oft gefahren, dass ich jeden Bahnhof dazwischen rauf und runter beten kann – ideale Bedingungen um meine Gedanken in Worte zu fassen und andere an dieser einfach Möglichkeit der äußeren Selbstdisziplinierung teilhaben zu lassen.
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