Zusammenhalt, Freundschaft, gleiche Ideale – das alles soll es nicht geben, ohne einen Feind. So berichtet zumindest Zeit online. In wissenschaftlichen Versuchen konnte ein Hormon namens Oxytocin nachgewiesen werden, dass für die – ich nenne es jetzt mal „Freund-Feind-Erkennung“ zuständig ist. Je mehr von dem Hormon dem Körper zugeführt wird, desto stärker fühlt man sich mit Freunden und Gleichgesinnten verbunden. Gleichzeitig steigt dadurch aber auch die Ablehnung zu Menschen anderer Gesellschaftsschichten oder Glaubenszugehörigkeiten, schlicht zu allem, was befremdlich auf einen wirkt. Der Weltfriede sei daher in weiter Ferne. Abschließend sucht Zeit online jemanden, der den Bösen für die Welt spielt, damit sich die Menschheit endlich versöhnen kann.
Warum Feinde notwendig sein sollen
Aber warum muss der Feind denn immer eine fremde Person, eine andere Bevölkerungsschicht oder eine andere Glaubensrichtung sein? Warum kann der Mensch nicht Probleme wie zum Beispiel die angeschlagene Umwelt, die Energieknappheit, Pandemien, Hunger, Wasserknappheit oder Armut als ausreichende Feinde ansehen? Oder vielleicht etwas „unspektakulär“: Wirtschaftskrisen, Währungsstabilität, Vertrauen in Regierungen, …
Liegt es vielleicht daran, dass das zu unbequem wäre? Vielleicht müsste man ja einen kleinen Teil seines Lebensstandards aufgeben. Vielleicht müsste man seine eigene Einstellung überdenken und sich eventuell sogar ändern. Vielleicht müsste man eingestehen, eine falsche Ansicht vertreten zu haben. Vielleicht würde man dann nicht mehr zu den 0,4% der privilegierten Weltbevölkerung gehören weil dann ja alle gleich wären.
Ein „Hassender“ muss nicht sein
Vielleicht ist es aber auch schlicht zu schwierig, sich über Probleme den Kopf zu zerbrechen, die Menschen betreffen, die nicht einmal auf dem selben Kontinent leben wie wir. Können wir für uns abstrakte Probleme vielleicht nur deshalb nicht als Feind ansehen, weil sie uns nicht unmittelbar bedrohen – weil diese Probleme kein Gesicht haben und in kein Land eingegrenzt werden können?
Hier eine These:
Wie viele Milliarden stecken alle Länder der Welt insgesamt in das eigene Militär oder in internationale Truppen, um das Land vor dem Feind zu schützen? Würden wir nicht andere Menschen, sondern weltumspannende Probleme als Feind anerkennen, könnten wir diese Milliarden ausgeben, um eben diese Probleme zu lösen.