Wenn es um Sicherheit geht, sind sich deutsche, italienische, französische, spanische und belgische Autofahrer einig: Die meisten schätzen die Hilfe von Fahrerassistenzsystemen in gefährlichen Situationen. Das ergab eine von Bosch durchgeführte repräsentative Befragung von Autofahrern in diesen sechs Ländern. Bei der Frage, welche Helfer besonders interessant sind, lag der Totwinkel-Assistent mit 85 Prozent an erster Stelle. Auf Platz zwei folgten mit knappem Abstand Notbremssysteme, die Unfälle mit Fußgängern verhindern helfen.
Der Verkehr auf unseren Straßen wird immer dichter – und damit potenziell auch unfallträchtiger. Verantwortlich für Sach- und Personenschäden ist meist der Faktor Mensch: Rund 90 Prozent der Unfälle im Straßenverkehr sind dem Verbraucherportal Ratgeberzentrale.de zufolge auf menschliche Fehler zurückzuführen. Wie moderne Technik im Auto viele Gefahrensituationen entschärfen kann, erläutert Gerhard Steiger, Vorsitzender des Bosch-Geschäftsbereichs Chassis Systems Control.
– Wie machen die elektronischen Helfer das Autofahren sicherer?
Fahrerassistenzsysteme sind in der Lage, Gefahrensituationen frühzeitig zu erkennen, den Fahrer zu warnen oder auch schneller als der Mensch zu reagieren, etwa mit einer Notbremsung. Hierfür überwachen Radar- und Videosensoren permanent das Umfeld.
– Gibt es Erfahrungswerte, wie viele Unfälle sich so verhindern lassen?
Ja, vorausschauende Notbremssysteme können bis zu 72 Prozent aller Auffahrunfälle mit Personenschaden vermeiden. Ein Notbremsassistent, der bei Geschwindigkeiten unterhalb 30 Stundenkilometern eingreift, könnte in Deutschland jährlich über 500.000 Bagatellunfälle verhindern, wenn alle Fahrzeuge damit ausgestattet wären.
– Muss der Autokäufer mit hohen Mehrkosten für die Sicherheitsextras rechnen?
Die Technik ist dank ihrer Verbreitung bezahlbar geworden. Fahrerassistenzsysteme sind nicht mehr nur der Oberklasse vorbehalten, sondern auch in Klein- und Kompaktwagen erhältlich, oft sogar als Serienausstattung. Dazu beigetragen hat auch die neue Punktevergabe beim Euro NCAP-Crashtest ab 2014. Für die Höchstwertung müssen Fahrzeuge heute über mindestens ein vorausschauendes, auf Umfeldsensoren basierendes Assistenzsystem verfügen.
– Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?
Fahrerassistenzsysteme werden sich in allen Fahrzeugklassen durchsetzen – auch weil die Verbraucher dies wünschen. Zugleich geht die Entwicklung weiter, hin zum automatisierten Fahren. Anfangs beschränkt auf Park- und Stausituationen auf Autobahnen, werden immer komplexere Fahrfunktionen möglich sein. Erste hochautomatisierte Testfahrten auf Autobahnen erfolgen bereits.
Bilder: djd/Robert Bosch